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KURZES HINTERGRUNDWISSEN ÜBER DIE VEDEN
von Maunish Vyas
Die Veden sind die ältesten göttlichen Offenbarungen, die der Menschheit bekannt sind. Sie sind so alt, dass es unmöglich ist, ihr Alter zu schätzen, wie dies einige Gelehrte versucht haben. Der einzige Zeitpunkt, nach dem wir uns richten können, ist 3200 bis 3100 vor unserer Zeitrechnung; dieser fällt in die Mahābhārata-Periode, als sie von Vēda Vyāsa, einem aṁsa avatār und Zeitgenossen von Sri Krishna, kodifiziert und klassifiziert wurden. Sie waren bereits zu dieser Zeit sehr alt, etwa 5000 Jahre vor unserer heutigen Zeit.Wir können lediglich sagen, dass sie mindestens 5000 Jahre alt oder älter sind.
Die Veden wurden ungefähr 403 ṛṣhis (Weisen) in verschiedenen Orten und in veschiedenen Zeiträumen offenbart. Die Vedenwurden den ṛṣhis im „Innern“ ihres spirituellen Herzens offenbart, nachdem sie viele Jahre lang tieftes tapasyā durchgeführt hatten. Sie entstanden als „im Innern“ gehörte Laute. Diese wurden dann Mantras genannt und den Schülern der ṛṣhis mündlich übermittelt. Sie mussten diese Laute in genau derselben Weise aussprechen, wie perfekte Imitatoren. Wenn ein Schüler sie nicht mit absoluter Perfektion wiederholte, musste er so lange üben, bis die Wiederholung exakt war. Nachdem der Lehrer die perfekte Aussprache und Intonation für gut befand, durfte der Schüler mit dem Lernen des nächsten Mantras fortfahren. Ein Schüler, der so perfekt nachahmen konnte, wurde der „Lehrer“ für die nächste Generation von Schülern. Auf diese Weise wurde die mündliche Tradition für Tausende von Jahren bis heute weitergeführt. Sie wurden damals nicht niedergeschrieben, weil einige Laute einfach unmöglich in irgendeinem Buchstabensymbol dargestellt werden können. (Die geschriebenen Versionen sind neueren Datums, nur etwa 1200 Jahre alt.)
Vor 5000 Jahren, als Vēda Vyāsa lebte, musste er verschiedene Teile der Veden von verschiedenen ṛṣhi-Familiengruppen lernen, weshalb er viel reisen musste, da es damals noch keine Telefone gab. Er musste über 50 Jahre seines Lebens damit verbringen, im ganzen Land von Schule zu Schule zu reisen, um die Mantras einer speziellen ṛṣhi-Familiengruppe zu lernen. Er war wahrscheinlich der Erste, der alle bis dahin existierenden Veden-Mantras beherrschte. Niemand anderer zu seiner Zeit kannte alle Veden-Mantras. Dann war er mit einer sogar noch schwierigeren Aufgabe konfrontiert. Wie sollte er dieses riesige Meer der Veden lehren und an einen Menschen weitergeben? Er erkannte, dass dies unmöglich ist. So unterteilte er die Veden in vier Gruppen (geteilt nach Qualität und Nützlichkeit der Mantras), genannt Ṛks, Yajus, Sāma und Atharva. Er lehrte vier Schüler je eine Gruppe. Hierdurch blieb das riesige Meer der Veden erhalten. Ihm wurde der Titel „Vēda Vyāsa“ verliehen. Aus Dank verehren wir diesen Veda Vyāsa jedes Jahr am Vyāsa Pūrṇimā Tag (heutzutage Guru Pūrṇimā genannt).
Zu Vyasa's Zeit gab es 1180 Zweige des Veda. Er fügte jedem Zweig eine Upaniṣhad bei, so dass wir 1180 Upaniṣhaden haben, von denen nur 108 erhalten sind. Von den 1180 Zweigen des Veda sind lediglich etwa neun bis elf erhalten. Von diesen sind sechs bis sieben in unmittelbarer Gefahr der Auslöschung, weil niemand die Veden auf traditionelle Weise lernen will. Wenn der letzte verbliebene Lehrer eines „fast ausgelöschten“ Zweiges stirbt, wird auch dieser Zweig mit ihm sterben.
Bhagavān Sri Sathya Sai Baba sagte Folgendes über die Veda shākhās:
„Die Vernachlässigung der Veden ist die Ursache für den spirituellen Niedergang. Jeder einzelne Veda hat verschiedene śhākhas (Zweige) und upaśhākhas (Unterzweige). Von den 20 Zweigen und 21 Unterzweigen des Ṛg Veda, haben bis heute nur drei überlebt. Genauso haben von 96 Zweigen des Yajur Veda nur zwei die Spuren der Zeit überlebt. Von den 1000 Zweigen des Sāma Veda sind heute nur drei Zweige erhalten geblieben. Wenn so grosse spirituelle Schätze in den wenigen verbliebenen Zweigen der Veden enthalten sind, wieviel grösser wäre dann das spirituelle Erbe der Bhāratīyas, wenn die Veden in ihrer Gesamtheit überlebt hätten! Wegen der Vernachlässigung der Veden hat das spirituelle und wissenschaftliche Wissen der Bhāratīyas einen stetigen Niedergang erfahren. Als Folge davon entwickelten sie eine enge Sichtweise.Weitblick und grosse Visionen wurden verdunkelt. Heutzutage ist die Zahl derjenigen, die keine Liebe oder Achtung vor den Veden empfinden, im Zunehmen. Selbst unter den Bramhins haben Interesse und Wertschätzung für die Veden abgenommen.“
[Vortrag im Pūrṇachandra Auditorium am 3.10.1989]
Für diejenigen, die verstehen, dass „unsere blosse Existenz von der Bewahrung dieser verbliebenen Vēda śhākhās“ abhängt, sind keine weiteren Vorträge nötig.